Ruth Wenger
Mediation und Coaching
Bohmscher Dialog
"Stell Dir vor, wir könnten unsere Ansichten frei äussern, ohne inneren Zwang sie jemandem aufzudrängen oder sie an diejenige von anderen anzupassen und ohne Verzerrung oder Selbsttäuschung. Würde dies nicht einer Revolution unserer Kultur gleichkommen?"
Zitat David Bohm
Der Bohmsche Dialog
David Bohm (1917-1992) ist der „Vater“ des Dialogs – der Höhepunkt all seiner Erkenntnisse und Lebenserfahrungen. Als Quantenphysiker hat David Bohm eine Reihe bedeutender Beiträge zur Physik geleistet. In seiner letzten Lebensphase wandte er sich jedoch zunehmend Fragen nach dem menschlichen Bewusstsein und der Natur der zwischenmenschlichen Verständigung zu.
Er nannte den Dialog „eine Form des gemeinsamen Denkens“ – zusammen neue Ideen generieren, Lösungen suchen, Neues erkunden. Während eine Diskussion (lat. von discutere = zerschlagen, teilen, zerlegen) das Ganze zerlegt, hat der Dialog (griech. von dia = durch, logos = Wort) für Bohm die Bedeutung eines „freien Sinnflusses, der unter uns fließt, durch uns und zwischen uns". In einem Dialog geht es ums Miteinander - im Gespräch etwas entstehen lassen oder Lösungen finden.
Der Bohmsche Dialog ist einfach zu lernen und anzuwenden. Er ist eine echte, nachhaltige Kommunikationspraxis, Konfliktlösungsform und Lebenshilfe.
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Konstruktives Miteinander
David Bohm nannte den Dialog "eine Form gemeinsam zu denken" - miteinander neue Ideen generieren, Lösungen suchen, Neues erkunden. Während es in einer Diskussion (lateinisch von discutere = zerschlagen, zerteilen, zerlegen) darum geht, die Ganzheit auseinanderzunehmen, zu sezieren, hat Dialog (griechisch von Dia = durch, Logos = Wort) für Bohm die Bedeutung eines "freien Sinnflusses, der unter uns, durch uns hindurch und zwischen uns fliesst".
Elemente eines Dialogs
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Zuhören - ungeteilte Präsenz ins Feld geben
Die Grundlage, dass Verbindung entstehen kann ist Zuhören. Zuhören ist reine, ungeteilte Präsenz. Ich schule eine einfache Technik, wie man seine Aufmerksamkeit im Moment halten kann, ohne gedankliche Nebenprogramme. Reine, ungeteilte Präsenz ist Bewusstsein. Das entstehende Bewusstseins-Feld enthält die krea(k)tive Energie, damit neue Ideen, Lösungen oder Einsichten entstehen können.
Partizipieren – wirklich anwesend sein
Der Dialog lebt von der Aufmerksamkeit, die jeder Teilnehmende in das Feld gibt. Neugierig sein auf Neues - offen sein für das, was man (noch) nicht weiss. Nicht-Wissen ist grundlegend für neues Wissen und Erkennen. Damit geht es im Dialog nicht darum, Wissen zu «reproduzieren» - was entsteht, kommt aus dem Feld. Der Dialog ist auch kein Rahmen, sich zu «profilieren», jede Stimme ist gleich-wertig. Auch nicht sich «rausnehmen» oder innerlich «verweigern», wenn man nicht einverstanden ist. Diese Haltung des Miteinanders ermöglicht, dass das Feld «beredt» wird - dass es eine Ressource und kre-aktiv wird.
Artikulieren - dem Gesagten hinzufügen, konstruktiv im Moment
Ein weiterer wichtiger Aspekt, damit in einem Dialog ein lebendiger Prozess entstehen kann ist, im Moment zu bleiben. Wenn alle Beteiligten sich auf die Inhalte beziehen, welche sich im gegenwärtigen Moment entwickeln baut jeder Beitrag auf dem Gesagten auf. Es geht nicht darum, zu widersprechen, oder sich auf Vergangenes zu beziehen, wenn es dem gegenwärtig Entstehenden nicht förderlich ist. So kann das kreative Feld aktiviert werden.
Respektieren - jeder Beitrag ist willkommen.
Jeder Teilnehmerende hat das gleiche Recht auf Ausdruck und Stimme. Dialog ist ein Bewusstsein um den Prozess, eine Haltung, die jeden einschliesst. Somit werden Beiträge nicht bewertet; manchmal kann eine ganz «unsinnige Idee» den Impuls zur nächsten Einsicht liefern.
Suspendieren – eigene Reaktionen in der Schwebe halten
Suspendieren heisst, eine "Meta-Ebene" in sich aufrecht zu erhalten und - immer im
Hinblick auf die gemeinsame Intension – zu beobachten und entscheiden, welche eigenen Impulse/Gedanken dem Prozess dienen und welche den Prozess hemmen könnten.
Ein anspruchsvoller Aspekt ist die Fähigkeit, emotionale Reaktionen in sich "in der Schwebe halten», dh. wenn angebracht, zurück zu stellen - sei dies Kritik, eine gegenteilige Meinung, Ärger etc. - und dennoch im Ganzen beteiligt zu bleiben.
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Grundlage
• Es benötigt einen «Container», eine Vereinbarung über Ort, Zeit und Dauer des Dialogs.
• Es braucht im Vorfeld eine Verständigung, welchen Zweck der Dialog verfolgt.
• Die Teilnehmenden verpflichten sich, die 5 einfachen Grundsätze einzuhalten.
• Status- und Rolleneigenschaften sind während des Dialogs aufgehoben.
• Im Dialog führt der Sprechstab - nur wer ihn in den Händen hält, spricht.
• Wer spricht, darf nicht unterbrochen werden.
• Der Moderator des Dialogs greift nur ein, wenn der Rahmen gebrochen wird oder jemand unverhältnismässig viel Zeit für sich beansprucht; die Gruppe stimmt dem zu.
Ablauf
Die Gruppe sitzt in einem Kreis. In der Mitte liegt ein «Sprechstab» - ein Gegenstand, der bei jedem Beitrag aufgenommen und wieder abgelegt wird.
1. Eincheck-Runde
Die Teilnehmenden teilen in einem Satz ihre Befindlichkeit oder die Bedürfnisse bezüglich des Dialog Inhalts. Der Sprechstab geht im Kreis.
2. Dialog-Runde
Der Sprechstab liegt in der Mitte. Wer einen Beitrag hat, holt den Sprechstab in der Mitte und spricht und legt ihn zurück, wenn beendet.
3. Auscheck-Runde
Die Teilnehmenden sagen einem Satz, was Sie mitnehmen aus dem Dialog. Der Sprechstab geht im Kreis
Zeitinvestition
Ein Dialog beansprucht 1,5 bis 2 Stunden. Weniger Zeit kann es erschweren, dass etwas entstehen kann – mehr Zeit kann die Konzentration und damit die Kraft schwächen.
Zeitrahmen, je nach Gruppengrösse:
- Ein und Auschecken, je 10-15 Minuten
- Dialog 1-1,5 Stunden